Wilhelm Genazino: Die Liebesblödigkeit

Hanser 2005, 203 S.
(außerdem erhältlich: Hörbuch, ungekürzte Fassung, gelesen vom Autor selbst)

"Erwartet irgend jemand, daß ich nur einen von beiden, Vater oder Mutter liebe? Aber darf ich dann nicht auch zwei Frauen lieben, Sandra und Judith?"

So fragt sich verzeifelt der langsam in ein kritisches Alter kommende Erzähler, der als Apokalypse-Spezialist und Seminarleiter eigentlich eine Antwort wissen müßte. Lange schon lebt er in der Dreier-Konstellation, in der die Frauen allerdings nichts voneinander wissen, und alles geht gut. Doch nun wird er mit seiner Krise nicht mehr fertig. Das Alter macht sich bemerkbar, und das Liebesleben leidet immer mehr unter der Anstrengung, Sandra und Judith voneinander fern- und das eigene Leben halbwegs in Ordnung zu halten. Seine Gedanken kreisen und die folgenreiche Entscheidung: Er wird sich von Judith oder Sandra trennen. Doch welche soll es sein? Die Entscheidung, durch die das Leben leichter werden sollte, macht es nur noch auswegloser.

Wilhelm Genazino erzählt ironisch und mit bösem Blick von den heillosen Verwirrungen, wenn einer Ordnung bringen will in die Liebe.

Gerade dadurch, daß es im gehörten Buch langsamer vorrangeht, als wenn man selbst lesen würde, fielen mir manche Worte oder Sätze auf, die ich sonst wohl überhört hätte. Dabei habem mich Ironie oder an manchen Stellen Humor immer mal wieder zum Lachen gebracht.

© Ralf 2006