Carmen Laforet: Nada

Claassen 2005, 334 S. (erstmals erschienen 1945)
Aus dem Spanischen von Susanne Lange

Die 18jährige Andrea zieht als Waise vom Land zu ihren Verwandten in die Stadt nach Barcelona, um an der Universität Literatur zu studieren. Sie ist voller Hoffung, Erwartung und Lebensfreude auf ihr neues Leben mit großem Drang nach Entdeckungen und Freiheit. Doch was sie erwartet ist eine verarmte Familie in einer heruntergekommenen, schmutzigen Wohnung. Auch die Familienmitglieder sind voller wechselseitigem Haß und terrorisieren sich gegenseitig; gescheiterte oder frustrierte Existenzen, was offen und zuweilen gewalttätig zu Tage tritt. Zeitlich spielt der Roman nach dem spanischen Bürgerkrieg, in der Frühphase der repressiven Franco-Diktatur, was allerdings nur am Rande eine Rolle spielt, sprübar ist jedoch stets die strenge Moral des Katholizismus. Keine guten Bedingungen für ein lebenshungiges mittelloses Mädchen, das zunehmend hoffnungsloser und niedergeschlagener wird.

Sie lernt jedoch an der Universität die fröhliche, aus wohlhabender Familie stammende Ena kennen und freundet sich mit ihr an. Mit ihr spürt sie das Leben und Freiheit, vor allem fühlt sich weniger allein. Irgendwann wird aber auch diese Freundschaft getrübt. Etwas besser ist Andreas Situation allein dadurch, daß die sie in enge Verhaltensregeln zwingende Tante wegzieht und sie zumindest etwas mehr Freiheit hat ihr Leben zu gestalten.

Der Roman zeichnet im Spanien der 40er Jahre ein Bild von Menschen, die verschuldet oder unverschuldet am Leben zerbrochen sind, Opfer ihrer Lebenssituation geworden sind oder voller Träume von Verwirklichung und Freiheit sind wie Andrea. Erzählt wird in einer ernsten, knappen Sprache, die das Träumen eigentlich unmöglich macht. Aber am Ende fügt sich alles im Leben Andreas: Sie verläßt die Familie und führt ihr Studium bei der Familie Enas in Madrid fort.

© Ralf 2006