Phil LaMarche: American Youth

Kunstmann 2007, 238 S.
Aus dem Englischen von Malte Krutzsch

Ted, im Buch meist nur "der Junge" genannt, lebt bei seinen Eltern in einer Kleinstadt in New Hampshire. Der Vater ist die meiste Zeit nicht zu Hause, da er sich weit weg einen Job suchen mußte, die Mutter mit dem Sohn etwas trostlos in einer langweiligen Siedlung. Die Jugendlichen vertreiben sich aus Langeweile die Zeit mit dem Werfen von Molotowcocktails in einer einsamen Gegend - ganz am Anfang also schon ein Hinweis auf das kommende Gewaltthema. Man hat ja nichts besseres zu tun, reizvoll ist es auch, also spielen Jungs irgendwann auch mit Waffen, die sich, wie in so manchen amerikanischen Haushalten selbstverständlich, im Haus befinden. Das Spiel geht weiter, auch wenn es nicht sein soll, es löst sich ein Schuß, so daß am Ende einer der Jungen tot im Wohnzimmer liegt.

Hier beginnt nun das eigentliche Drama. Die Eltern, vor allem die Mutter hat höllische Angst um ihren Sohn, sie will von ihm, daß er vor der Polizei lügt, nicht die ganze Wahrheit erzählt. Und damit bricht für Ted eine Zeit des Leidens an, er beginnt zu vereinsamen, in der Schule verliert er den Anschluß, wird zum Einzelgänger. In dieser Situation findet er Anschluß an eine Gruppe, die sich "American Youth" nennt, eine extrem konservative Gruppe Jugendlicher, die Drogen und Alkohol strikt ablehen, Homosexualität aber auch sonst Sex ablehnen, Andersdenkende denunzieren und auch vor gewalttätigen Strafaktionen nicht zurückschrecken usw.
Ted entkommt scheinbar seinen Schuldgefühlen und wird hier zunächst aufgenommen, ist aber den Regeln der Gruppe unterworfen, die im Grunde nicht seine sind, er findet auch hier nicht wirklich aus seiner Vereinsamung, keinen Halt und keinen Sinn. Er beginnt sich selbst zu verletzen, um etwas zu spüren, seiner Leere zu entrinnen.

Alles spitzt sich zu, bis ihn auch diese Gruppe ausstößt, er selbst zum "Feind" wird und er muß erkennen, wie falsch und verkommen seine neuen Freunde eigentlich sind. Bei all dem können die Eltern nur hilflos zusehen, wenn sie überhaupt etwas sehen.

In dem Buch geht es nicht um den Waffenkult, auch wenn Waffenbesitz in Teds Familie ein wichtiger Wert und eine Selbstverständlichkeit ist, sondern um den Jugendlichen, seine (Sinn-)Suche, um seine Probleme, die sich aufbauen, sein Kontaktverlust, die Gewalt, die ihn umgibt und eben die "amerikanischen Werte" der Gruppe.

Was ist Aufrichtigkeit, wie geht man mit Schuld um, wie wird man Erwachsen...
Die meisten Figuren bleiben etwas an der Oberfläche, das Buch ist flüssig geschrieben und man verfolgt leicht die Geschichte, ich hab auch gerne die Entwicklung des Jungen verfolgt. Trotzdem hatte ich mir mehr davon versprochen, mit handfesteren Charakteren und mehr Tiefe wäre ich zufriedener gewesen...

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© Ralf 2008