Ugo Riccarelli: Der vollkommene Schmerz

Zsolnay 2006, 415 S.
(OT Il dolore perfetto, 2004)
Aus dem Italienischen von Karin Krieger

Eine komplizierte, aus unendlich vielen Rädern, Gewichten und Drähten bestehende Maschine, gebaut von einem genialen jungen Mann, steht für die zahllosen Verbindungsstücke, die die Geschichte seiner Familie zusammenhalten - oder vielmehr jeder Familie, die in den Strudel der Weltgeschichte gerät. Sein Großvater, der Maestro, ist als junger Anarchist Ende des 19. Jahrhunderts aus dem tiefen Süden Italiens in die Toskana gekommen, hat sich in eine schöne Witwe verliebt und hinterläßt mehrere Kinder, als er bei einer Demonstration erschossen wird. Eines davon, Cafiero, wird Annina heiraten, die resolute Tochter des Schweinezüchters Odysseus Bertorelli, und so vermischen sich die Schicksale von Idealisten und Pragmatikern, von Träumern und Geschäftemachern, Gewinnern und Verlierern.

Riccarelli erzählt in seinem tragischen und grotesken, komischen und berührenden Epos von kleinen Leuten, die in große Ereignisse verwickelt werden, von der schrecklichen Grippeepidemie bis zu den Kolonialabenteuern der Faschisten, vom Feldzug in der Sowjetunion bis zur Besetzung durch die Deutschen und zu den Partisanenkämpfen.

Ugo Riccarellis großes Fresko, das fast hundert Jahre italienischer Geschichte umfaßt, bebildert Ungerechtigkeit und Freiheitsliebe, Schönheit und Grausamkeit, die Vergänglichkeit der Träume und die Dauerhaftigkeit der Hoffnung.

Das war doch ein wunderschönes Buch, ein Buch zum Träumen. Man lernt die ganze Familie kennen, wer liebt wen, dann wird gestritten, Neid und Intrige - das alles über Generationen in den (geschichtlichen) Wirren der jeweiligen Zeit. Seien es skurile Figuren, die man ins Herz schließt, Menschen, die man ob ihrer Hinterhältigkeit nicht ausstehen kann oder andere, die man wegen ihrer Liebe und Treue schätzen lernt. Nicht nur der 1. oder der 2. Weltkrieg bringt Schmerz in die Familie, auch persönliche oder politische Feindschaften erschweren das Leben. Ein schönes Familienepos, gut erzählt und geeignet, die Zeit zu vergessen....

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Juli 2007

© Ralf 2007