Philip Roth: Verschwörung gegen Amerika

Hanser 2005, 432 S.
OT The Plot Against America 2004
Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz

Was wäre geschehen wenn...?

Der Roman beginnt mit einem kühnen Einfall: Charles Lindbergh, der berühmte Fliegerheld, Faschistenfreund und Antisemit, verbucht bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1940 einen erdrutschartigen Sieg über Franklin D. Roosevelt. Der Mann, der von Hitler mit einem Orden geehrt wurde, schließt einen Nichtangriffspakt mit Nazi-Deutschland, es kommt zu ersten antisemitischen Ausschreitungen, und unter den amerikanischen Juden breiten sich Furcht und Schrecken aus. In Newark hat ein siebenjähriger Philip Roth Alpträume, bangt um seine Briefmarkensammlung und erlebt zum erstenmal die Ohnmacht seines geliebten Vaters gegenüber der Bedrohung. Die einst so einige und glückliche Familie ist größten Belastungen ausgesetzt. Philips großer Bruder kommt völlig verwandelt als Lindbergh-Anhänger von seinen - von der Regierung verordneten -Sommerferien bei einer christlichen Farmerfamilie zurück. Der Vetter Alvin geht nach Kanada, um gegen die Deutschen zu kämpfen, und wird zum verbitterten Inaliden und einige andere Schicksale.

Philip Roth kann schreiben, das hat er mit vielen Büchern bewiesen. Deshalb fand ich es schade, daß es ihm hier nicht wie gewohnt gelungen ist bzw. seine Herangehensweise ging für mich einfach nicht auf. Über große Strecken kam es mir so vor, als wolle er die Geschichte umschreiben (am Ende sind gar Kurzbiographien beigefügt historischer Persönlichkeiten) und nicht einen stimmigen Roman mit interessanten, sich entwickelnden Charakteren. Wenn das Konzept ein anderes gewesen wäre, hätte es mir besser gefallen, denn die Idee ist gut, aber die Umsetzung war mir einfach zu bemüht und das Ende, alles wieder in den tatsächlichen Lauf der Geschichte einmünden zu lassen, dann doch zu einfach.

Aber gut, es gelesen zu haben, und ich freue mich auf das nächste Buch von ihm - dann in alter Größe...

© Ralf 2006