Aki Shimazaki: Tsubaki

Kunstmann, 2003, 111 S.
Aus dem Französischen von Bernd Wilczek

»An dem Tag, als die Atombombe auf Nagasaki fiel, stand ich um fünf Uhr morgens auf. Mein Vater schlief...«
In dem nachgelassenen Brief einer Nagasaki-Überlebenden enthüllt sich ein Familiendrama von der Unausweichlichkeit einer antiken Tragödie. Einsam in der Provinzstadt, in die die Familie auf Wunsch des Vaters gezogen ist, meint die junge Yukiko, das Glück ihres Lebens in der Liebe zu dem gleichaltrigen Sohn der Nachbarsfamilie zu finden. Bis zu dem Tag, als sie das Doppelleben des Vaters entdeckt und erkennt, daß Yukio ihr Halbbruder sein muß. Sie beschließt, ihren Vater zu töten - Stunden später löscht die Bombe in ihrem Viertel alles Leben aus.

Wie lebt man mit einer Wahrheit, die nie ans Licht kommen wird? Kann eine noch größere Schuld die eigene auslöschen? In einem fast nüchternen Stil von großer Eindringlichkeit erzählt Aki Shimazaki von einer unmöglichen Liebe und einem Geheimnis, das das Leben aller Betroffenen zerstört, von unserer Suche nach einem Sinn hinter den Geschehnissen und der Unfähigkeit des einzelnen, mehr als einen Teil der Wahrheit zu kennen.

So der Klappentext des Verlags. Das Thema ist tatsächlich ein tragisches, allerdings - vielleicht lag es am sehr schlichten Stil, den kargen Worten - ging es mir nicht sonderlich nahe. Es werden tatsächlich Fragen aufgeworfen, warum die Bomben am Ende des Krieges, warum zwei nacheinander, aber eigentlich geht es in dem Buch um das persönliche Schicksal der Familie. Diese werden allerdings nur kurz beantwortet, es ist eher eine kurze Anklage. Ich hätte mir etwas mehr gewünscht, nicht so sehr zur geschichtlichen Frage, einfach etwas ausfühlicher zu Leben und Fühlen der Protagonisten, auch des Vaters. Aber das will das Buch vielleicht gar nicht in einem Buch, das man vor dem Einschlafen kurz durchliest...

29.04.2006

© Ralf 2006